Medizin-Geschichten |
Die Heilpflanze des Monats Dezember 2013 |
Folge 20: Vanille (Vanilla planifolia) |
Zu den typischen Weihnachtsgewürzen gehört die Vanille. Die etwas öligen schwarzen Schoten, deren Körner so aromatisch sind, sind die Früchte einer Kletter-Orchidee. Vanilla planifolia ist das einzige Mitglied der großen Familie der Orchideen, das zur kommerziellen Nutzung und nicht als Zierpflanze kultiviert wird.
Die Geschichte der Vanille ist spannend. Es geht um Eroberung, Schmuggel und vor allem um Leidenschaft. Die Gewürzvanille stammt aus Mittelamerika. Die Totonaken, die in der Nähe der heutigen mexikanischen Stadt Vera Cruz lebten, waren wohl die ersten, die das süße Geheimnis dieser Orchidee entdeckt hatten – und hüteten. Im 15. Jahrhundert wurden sie von den Azteken unterworfen. Diese begeisterten sich so für den Geschmack der Vanille, dass Itzcóatl, der von 1427 bis 1440 über die aztekische Stadt Tenochtitlán herrschte, verlangte, dass die Totonaken den Tribut nicht wie andere Völker in Form von Mais oder Gold zahlten, sondern in Vanilleschoten. Der letzte Aztekenherrscher Moctezuma oder Montezuma II (1502 bis 1520) muss sogar regelrecht süchtig danach gewesen sein. Er soll täglich etwa 50 Tassen eines Kakao-Vanille-Getränks zu sich genommen haben. Dann eroberten die Spanier Mexiko. Sie entdeckten ihrerseits dieses aromatische süße Gewürz und brachten die Vanille nach Europa. Auch hier entstand schnell eine wahre Vanille-Passion. Die Reichen und Adeligen konnten nicht genug davon bekommen. Doch die Spanier hüteten das Monopol. Es war bei Todesstrafe verboten, die Pflanze aus der Kolonie Mexiko auszuführen. Allerdings gab es ein neues Problem: In den Anbaugebieten außerhalb Mexikos gibt es die natürlichen Bestäuber, eine winzige mittelamerikanische Melipona-Biene, nicht. Die Lösung fand der erst zwölf-jährige Sklave Edmond Albius von La Réunion: die Bestäubung per Hand. Das Bestäuben muss während der einmonatigen Blütezeit der Vanille-Orchidee täglich erfolgen, da die einzelnen Blüten sich nur für wenige Stunden öffnen. Damit aus der Orchideen-Frucht die Gewürzvanille wird, braucht es einen aufwändigen Prozess. Geerntet wird die reife Frucht (botanisch eigentlich eine Kapsel, keine Schote). Kurz vor der Reife, noch vor dem Aufplatzen, werden die gelblich-grünen Fruchtkapseln gepflückt, die erst durch einen Fermentationsprozess das typische Aroma entwickeln. Dabei wirken Luft, Wärme, Feuchtigkeit und Luftabschluss mehrfach abwechselnd auf die Früchte ein. Dieser Prozess dauert mehrere Wochen. Nach einem abschließenden Trocknen sibn die Vanilleschoten schließlich tief schokoladenbraun, längsfurchig und fettig glänzend, wie wir sie kennen. Auf manchen Früchten zeigt sich ein feiner weißer Überzug aus winzigen nadelförmigen Vanillin-Kristallen – das ist ein besonderes Qualitätsmerkmal. Bleibt noch zu erklären, woher der Name kommt. Die Azteken nannten das Gewürz cacixanatl, etwa: „tiefgründige Blume“, oder tlilxochitl, „schwarze Blume“. Unser Wort „Vanille“ dagegen stammt aus dem Spanischen. „Vainilla” ist ein Diminutiv von „vaina” Scheide. Der Name könnte durch die Ähnlichkeit der Vanilleschote mit einer Schwertscheide motiviert sein. So wird es jedenfalls überall erklärt. Aber eigentlich sieht eine Schwertscheide doch ganz anders aus. Und überhaupt: Warum so umständlich? „Vaina“ bedeutet schließlich auch Kapsel oder Schote. Dann wäre die „Vanille“ schlicht die „kleine Schote“. Und das ist sie ja auch. Quellen: |
Vanille soll die Stimmung aufhellen, bei Nervosität beruhigen, die Verdauung anregen und auch Menstruationsschmerzen lindern können. Foto: Armstrong |